Von Karlheinz Zoth

Samstagnachmittag, 15:00 Uhr. Die Menschen wollen mit dem Bus 101 aus Bieber in die Innenstadt fahren. Einsteigen, mit dem Bus fahren, am Marktplatz ankommen. So einfach könnte es sein, wenn man einen funktionierenden und geplanten ÖPNV nutzen möchte.

Was sich am Samstagnachmittag ab ca. 15:00 Uhr im Bereich Bieber und Tempelsee abspielte, war jedoch das Gegenteil von gut geplant. In diesem Falle im Zusammenhang mit einer Veranstaltung, dem Ketteler-Lauf, der dieses Jahr zum 17. Mal stattgefunden hatte.

Chaos in der Erich Ollenhauer Straße in Bieber an der Grenze zu Tempelsee

Eine Gruppe von Läufern quält sich in der Nachmittagshitze aus dem südlichen Heusenstammer Weg und läuft weiter nach Westen in den Brunnenweg. Dies hat zur Folge, dass Busse und Pkws anhalten und warten müssen. Stau entsteht in Richtung Bieber und in Richtung Stadthalle. Die 101, in der ich sitze, ist nach meinem Einstieg gerade mal zwei Stationen weit gekommen.

Ein Stadtpolizist kommt an unseren stehenden Bus und mault den Busfahrer an. Später erklärt mir der Fahrer, er habe von der Sperrung nichts gewusst, keine Meldung von der Zentrale erhalten. Dem Stadtpolizisten erklärt er das auch, und auch, dass er irrtümlicherweise an dem Streifenwagen der Stadtpolizei vorbeifahren wollte. Dieser steht rechts auf der Fahrbahn, mit einer roten Anzeige: „Nicht überholen“. Der Busfahrer erklärt, die Leuchtanzeige nicht wahrgenommen zu haben, er habe überholen wollen, weil er ein Winken des Stadtpolizisten gesehen habe, der auf der Straße den Verkehr aus dem Heusenstammer Weg regelte.

„Informieren Sie mal Ihre Zentrale“, instruiert der Stadtpolizist den nun gestressten Busfahrer, der sich für das versehentliche Vorbeifahren mehrfach entschuldigt. Der Fahrer versucht, seine Zentrale per Handy zu erreichen und setzt den langen Gelenkbus dabei zurück, so wie der Stadtpolizist es angeordnet hat, um die linke Fahrbahnseite freizubekommen.

Der schlechte Nachmittag nimmt aber seinen weiteren Lauf. Der Stadtpolizist kommt erneut an den Bus und fordert vom Busfahrer nun Führerschein und Ausweis, nimmt die Personalien des Busfahrers auf. Er wirft dem Fahrer nun eine Ordnungswidrigkeit vor: Telefonieren am Lenkrad beim Zurücksetzen des Busses. „Ganz schön dreist“, meint der Stadtpolizist. „Sie werden dann Post bekommen“, führt er dann fort. Wieder ein paar Euro für die Stadtkasse.

Die Beamten der Stadtpolizei erklären, dass die Sperrung wohl so bis 18 Uhr dauern werde. Einige Fahrgäste steigen aus dem Bus und laufen zu Fuß weiter.

Zu Fuß, alles steht auf dem Brunnenweg

Ich laufe den Brunnenweg in Richtung Stadthalle weiter. Nach ein paar Metern, dort wo die Stadtpolizei den Verkehr aus Richtung Stadthalle stoppt, frage ich eine Ordnerin, ob es denn keine großräumige Absperrung oder eine Umleitung gebe.

Die Ordnerin der Veranstaltung kann dazu nichts sagen und verweist mich an die Stadtpolizei. „Sie können ja die Stadtpolizei fragen, oder trauen Sie sich nicht?“ entgegnet mir die Ordnerin.

Motiviert von dieser frechen Antwort spreche ich eine Stadtpolizistin an und stelle die gleiche Frage. Sie wisse es nicht oder könne es mir nicht sagen, war die Antwort.

Ich gehe weiter bis zur Stadthalle. So wie in Bieber sehe ich auch hier auf dem Brunnenweg oder an der Waldstraße in Höhe der Stadthalle keinerlei Hinweis auf eine Sperrung, keine Umleitung.

Nicht nur mein Busfahrer schien keine Ahnung über die Sperrung zu haben, sondern auch zahlreiche Autofahrer und weitere Busse der 101. Auf meinem Fußweg zur Stadthalle zähle ich dann insgesamt 5 Busse der 101 im Stau.

Auf meinem Hitzespaziergang überholen mich dann zwei Busse der 101. Anscheinend hat die Stadtpolizei zwischenzeitlich Fahrzeuge wieder durchgelassen, vor 18 Uhr. Hätte ich das gewusst, hätte ich meinen Knieen den beschwerlichen Weg durch die Hitze ersparen können.

Infos der OVB? Fehlanzeige

Signalalage vor der Stadthalle ohne Hinweis
Nächste Abfahrt ungewiss. Kein Hinweis auf den für viel Geld installierten Displays! Haben die jemals funktioniert?

Das sehr Bedauerliche an dieser Samstagnachmittagsposse: Vor der Busfahrt habe ich mir den Fahrplan auf der RMV-Seite angesehen: keinerlei Information zur Sperrung oder möglichen Verkehrsbehinderung. Auf der Webseite der Stadt: keine Information zu möglichen Verkehrsbehinderungen! Beim Fahren und Laufen entlang der Straße: keine Hinweise auf eine Veranstaltung und mögliche Behinderungen, keine Umleitung! An der Stadthalle angekommen, muss ich eine Pause machen.

Da gerade vor mir der zweite Bus der 101, der doch schon vor 18 Uhr durchgelassen wird, abfährt, schaue ich mir den Fahrplan an. Gut, in 15 Minuten kommt dann der nächste. An der Haltestelle warten mittlerweile mehrere Menschen in der Hitze, auch Familien mit Kinderwagen warten auf den Bus. Die für viel Geld installierte digitale Abfahrtsanzeige schweigt. Kein Hinweis auf Verzögerungen, kein Hinweis auf die nächste Abfahrt. Die digitale Information hat keine Information. Ich fahre oft an dieser Stelle mit dem Bus vorbei. Ich habe sie noch nie in Betrieb gesehen. Funktioniert sie nicht? Ist sie noch nicht in Betrieb und erfüllt im Moment nur Dekorationszwecke?

Ich kann diese Situation nur als Ausdruck und Schlamperei einer mangelnden Planung und fehlender Information bezeichnen. Die hat sich dann in einer gestressten Situation für Busfahrer, Fahrgäste, andere Verkehrsteilnehmer und das Ordnungs- und Sicherheitspersonal gezeigt. Irgendjemand hat wieder einmal seine Arbeit nicht (durchdacht) gemacht und die Menschen und Kunden baden es aus.

Wenn wir als Bürger anfragen und nachhaken, dann kommen wieder Entschuldigungen und Standardgründe, warum dieses oder jenes nicht funktioniere. Wir können dann diese Art der Kommunikation wieder in der lokalen Presse lesen. Manchmal wird ein Missstand auch ausgesessen und nichts kommt von den Verantwortlichen. Auch darüber lese ich als Bürger immer wieder Berichte in der Presse.

Wer ist denn nun verantwortlich?

Aber vielleicht kommt doch eine Antwort der Verwaltung oder gar des Herrn Oberbürgermeisters, so frech und respektlos wie in der letzten Stadtverordnetenversammlung, in der er vor laufender Kamera den Versuch machte, die Inanspruchnahme des demokratischen Anfragerechts durch die Stadtverordnetenfraktionen ins Lächerliche zu ziehen. „Hier sind die Antworten … wenn’s interessiert“ (Hierzu schreiben wir gerade einen Bericht, der wird dann an dieser Stelle verlinkt werden.)

Sehr bedauerlich ist auch sein Versuch, einen Grund für das Nichtbeantworten von Fragen den Stadtverordneten, unseren gewählten Vertretern, in die Schuhe zu schieben. Würden die Stadtverordneten der Verwaltung mehr Geld zur Verfügung stellen, gebe es mehr Personal und dann auch Antworten. Bist Du genervt von der vielen Fragerei, drehe den Spieß um und mache den Bürger zum Buhmann und Störfaktor.

Samstagnachmittagschaos und genervte Bürger, nicht gut geplante Veranstaltungen, ein unangebrachtes Kommunikationsverhalten des Oberbürgermeisters gegenüber den Stadtverordneten und damit der Bürgerschaft, das hängt alles zusammen in unserer Stadt.

Trotzdem stelle ich meine Fragen als Bürger:

Warum gab es keine Verkehrsmeldung auf der RMV-Fahrplanseite? Wurde die temporäre Verkehrsstörung dem RMV gemeldet?

Warum wusste der Busfahrer nichts von der Störung? Wusste die OVB-Zentrale von der Veranstaltung? Wenn ja, warum wussten die Fahrer nichts? Wenn nein, warum wurde die OVB nicht von seiten des Veranstalters des Laufs informiert?

Aus welchem Grund gab es in Bieber und Tempelsee, entlang der Erich-Ollenhauer-Straße und des Brunnenwegs keine Hinweise auf eine Veranstaltung und mögliche Verkehrsbehinderungen?

Gab es ein Umleitungsplanung und warum gab es keine Umleitungsempfehlung?

Ist mein Eindruck als Bürger korrekt, dass es auf der Webseite der Stadt keinen Hinweis auf eine Verkehrssperrung während der Veranstaltung gab? Oder wo finde ich diesen Hinweise, wenn schon nicht an exponierter Stelle auf der Webseite?

Wann kann ich mit einer Antwort rechnen? Wen’s interessiert? Uns als Bürger.



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