von Lea Hanke
Offenbach hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Neue Bauprojekte, steigende Mieten und eine wachsende Bevölkerung prägen das Bild der Stadt. Doch nicht viele sind mit dieser Entscheidung zufrieden. Eine Gruppe Offenbacher*innen hat einen kreativen weg gefunden, um ihre Kritik zu äußern: Sie nutzen unter dem Usernamen @kritische_geographie_offenbach Memes, um auf Instagram auf soziale und politische Probleme aufmerksam zu machen.
„Offenbach ist eine Stadt, die sich nach vielen Jahrzehnten Stillstand in den letzten 10 bis 15 Jahren rasant entwickelt hat“, erklärt die Gruppe. Doch während sich die Stadt verändert, fehlt es an einer kritischen Zivilgesellschaft. „Es gibt hier die üblichen Parteien, Gewerkschaften und ein paar kulturelle und ökologische Initiativen. Aber außerhalb davon gibt es eigentlich sehr wenig.“ Zudem mangele es an für politische Engagierte an Räumen für Treffen, politische Kneipen oder Fördervereinen. Aus diesem Mangel heraus entstand die Idee, im Internet aktiv zu werden.
Zunächst startete die Gruppe einen Twitter-Account, doch auf lokaler Ebene sei das schwierig gewesen. „Deswegen haben wir den Instagram-Account gestartet“. Doch bemerkten sie schnell das Reichweitepotenzial von Memes: „Instagram spielt Memes und Videos viel weiter aus als normale informative Presse“.
Die Themen: Wohnen, Verkehr und Stadtpolitik
Die Memes greifen verschiedenste Probleme der Stadt auf, darunter die Wohnraumpolitik, den Umbau des Marktplatzes und das schlechte Fahrradnetz. „Mit den Memes wolle wir auf große Themen wie antikapitalistische Stadtpolitik aufmerksam machen“, sagt die Gruppe. Sie kritisieren auch die Verrücktheit des Offenbacher Politikbetriebs und Entscheidungen, die vor Ort getroffen werden.
Besonders das Thema Wohnraum steht im Mittelpunkt ihrer Kritik: Die Mieten in Offenbach explodieren, und gleichzeitig dürfen wir uns anschauen, wie jeder Neubau in der Innenstadt und am Hafen für absolut keine Entlastung sorgt.“ Stattdessen entstehen überteuerte Eigentumswohnungen oder Mietwohnungen ohne Mietpreisbremse. „Es wird Zeit, dass die GBO und NHS in den Hintern getreten werden, dass sie in Offenbach ausschließlich Sozialwohnungen bauen.“
Humor und Kritik: Memes als Mittel der Auseinandersetzung
Die Gruppe setzt auf einen humorvollen, aber scharfen Stil, um Aufmerksamkeit zu erregen. „Überspitzt bis schmerzhaft“, beschreiben sie ihre Memes. Wichtig ist ihnen dabei, niemals „nach unten zu treten“. Selbst bei der Kritik an Influencer*innen bleibt der Fokus auf politischen Strukturen. „Wir versuchen immer auf der politisch-inhaltlich-strukturellen Ebene zu bleiben“, betonen sie.
Anonymität als Schutz
Für die Gruppe spielt Anonymität eine entscheidende Rolle. „Wir wollen auf der strukturellen Ebene diskutieren und Inhalte in den Vordergrund stellen“. Persönliche Bekanntheit oder politische Ämter interessieren sie nicht. Die Anonymität ermöglicht es ihnen, sich auf die Inhalte zu konzentrieren und gleichzeitig unangenehme Gespräche zu umgehen. „Pollitik ist überall und vor allem in der Öffentlichkeit und im Internet“, so die Gruppe. Sie betonen, dass sie nicht in persönliche Runden oder Gremien mitdiskutieren wollen, sondern eine öffentliche Auseinandersetzung bevorzugen.
Fazit: Offenbach braucht mehr kritische Stimmen
Die Gruppe hofft, dass ihre Arbeit andere inspiriert, ebenfalls aktiv zu werden: „Offenbach braucht mehr kritische und antikapitalistische Meme-Seiten“. Ihre Hoffnung: Dass die Stadt mehr Raum für politische Diskussionen schafft und sie den großen Themen wie Wohnraum, Verkehr und sozialer Gerechtigkeit stärker widmet.
Wer Offenbachs Probleme aus einer kreativen Perspektive sehen will, sollte sich den Instagram-Account @kritische_geographie_offenbach anschauen. Als Ofa-Fraktion finden wir die Idee cool und innovativ – eine originelle Art, lokale Themen humorvoll und zugleich kritisch zu beleuchten.
