Ofa: Herr Bobbo Biber, wir freuen uns, dass Sie sich Zeit genommen haben für dieses Interview. Als frisch gebackener Familienvater und jetzt mit den vielen Reparaturarbeiten an ihrer Wohnung und den Dämmen sind Sie besonders unter Stress.
Biber: Ja das stimmt. Nachdem unser Wohnungsbau letztes Jahr ja erheblich behindert wurde und wir nur mit Mühe und Not eine Wohnung einrichten konnten, waren wir sehr froh, dass es mit dem Nachwuchs geklappt hat, und dachten jetzt an eine gesicherte Zukunft. Sie sehen ja in diesem Video, wie glücklich meine Frau und ich bei der Nachwuchszeugung waren. Dass wir jetzt wieder neuen Angriffen ausgesetzt sind, zeigt, dass wir immer noch massiv verfolgt werden. Da steckt viel Unwissenheit dahinter.
Ofa: Wie meinen sie das?
Biber: An der Oder wurden 80 meiner Verwanden abgeschossen.1 Die Begründung war Hochwasserschutz: Wir würden die Deiche gefährden! Dass die Deichsanierung jahrzehntelang vernachlässigt wurde, spielte keine Rolle. Wir befürchten jetzt, dass auch in Offenbach und Bieber mit Hochwasserschutz argumentiert wird, und dass nun zum großen Halali auf uns Biber geblasen wird. Dabei sind es wir Biber, die dafür sorgen, dass durch die Auenlandschaft ein aktiver Hochwasserschutz eintritt und die Kommunen kostenlos Renaturierung bekommen.
Ofa: Machen Sie sich da tatsächlich Sorgen?
Biber: Ja natürlich! In der Presse werden wir nur als Schädling dargestellt und unsere positiven Seiten werden großteils unterschlagen! Als es letztes Jahr mit den Zerstörungen anfing, hat nur ein Bürger eine Strafanzeige gestellt. Das Umweltamt und die Untere Naturschutzbehörde jedoch nicht! Auch jetzt gab es wieder eine Strafanzeige, und wieder nicht von den Ämtern, die für unseren Schutz zuständig sind, sondern wieder von einem Bürger.
Ofa: Sind Sie da nicht ein wenig ungerecht?
Biber: Nein Nein Nein, überhaupt nicht! Vor meiner Wohnung wurde eine Wintermahd durchgeführt. Die verstieß gegen §5 (2) 2. BnaSchG und hat meine Familie in Angst und Schrecken versetzt! Wenn bei Ihnen ein Einbrecher die Tür eintritt und das Blumenbeet vor dem Haus zerstört, und Sie dann bei der Polizei anrufen, aber die Polizei eine Fristverlängerung beantragt bis zum Einsatz, wie fänden Sie das denn?
Ofa: Das kann doch gar nicht sein!
Biber: Doch! Es gibt eine Anfrage2 zu dieser Wintermahd, aber statt einer Antwort kam erst mal eine Fristverlängerung! Dabei fühlen wir uns terrorisiert und im Stich gelassen. Was da abging, nennen wir Biber „Vergrämung“. Ich bin gespannt, ob da mal eine Antwort kommt. Als Grund für die Verzögerung wird Überlastung genannt.
Ofa: Da sehen Sie ja nicht positiv in die Zukunft.
Biber: Ja, leider! Vor allem, wenn man die politische Situation betrachtet: Wölfe sollen wieder abgeschossen werden, die Landesregierung hat die Streuobstwiesenstrategie kassiert, das Waldschutzgesetz soll geändert werden… Das sind alles keinen positive Signale.
Ofa: Wie gehen Sie damit um?
Biber: Ich hoffe auf meine Namensvettern, die Bieberer. Wenn die sich für uns einsetzen würden, hätten wir Biber eine Chance in Bieber!
Links in diesem Beitrag:
- https://www.pirsch.de/news/trotz-strengem-schutz-ueber-80-biber-der-oder-getoetet-39899
- https://www.ofa-ev.de/anfrage-vergabe-von-pflegeauftraegen-fuer-wiesen-in-offenbach/