von Lea Hanke
Die Wohngemeinschaft LaRo5 in Offenbach ist ein spannendes Projekt, welches 2021 ins Leben gerufen wurde. Die Idee entstand aus dem Wunsch, eine gemeinschaftliche Wohnform zu schaffen, die sowohl sozial als auch finanziell nachhaltig ist. Es begann alles mit der Gründung eines Vereins, der sich zum Ziel gemacht hat, ein bereits bestehendes Gebäude dauerhaft vom Immobilienmarkt zu nehmen. Aber so einfach war das nicht. Aus dem Verein heraus gründete sich eine GmbH, die es möglich machte, ein Haus zu kaufen – das heutige LaRo5. Mit dem Erwerb des Hauses erfüllte sich eines ihrer Ziele: finanzielle Verantwortung zu teilen und das Gebäude langfristig vor Spekulation und Wertsteigerung zu schützen. Ein weiteres zentrales Ziel der Gemeinschaft ist es, den Wohnraum dauerhaft bezahlbar zu machen.
LaRo5 ist Teil des Mietshäuser Syndikats, eines Netzwerks von gemeinschaftlich organisierten Wohnprojekten, die sich durch eine solidarische Finanzstruktur und eine gemeinsame Vision auszeichnen: bezahlbaren Wohnraum für alle. Das Syndikat ermöglicht es LaRo5, langfristig unabhängig von den üblichen Marktmechanismen zu bleiben, indem es die Immobilie vor Verkauf und gewinnorientierter Wertsteigerung schützt. Die LaRo5 GmbH, die Eigentümerin des Hauses, agiert dabei in Zusammenarbeit mit dem Syndikat, um Entscheidungen gemeinschaftlich und nachhaltig zu treffen.
Neben dem sozialen und gemeinschaftlichen Aspekt spielt auch die Nachhaltigkeit eine Rolle. Der Anbau des Hauses wurde so geplant, dass in Zukunft Solarpaneels auf dem Dach installiert werden können. Zudem wird bereits jetzt mit einer Wasserzisterne gearbeitet, um Regenwasser effektiv zu nutzen. Diese ökologischen Maßnahmen spiegeln das zukunftsorientierte Denken der Wohngemeinschaft wider.
Jede*r Bewohner*in verfügt über 30 Quadratmeter persönlichen Wohnraum, plus gemeinschaftliche Flächen. Diese Gemeinschaftsräume – von der Küche bis hin zum Garten – stehen allen zur Verfügung und fördern das gemeinschaftliche Leben. Auch die Haushaltsführung wird gemeinsam organisiert. Ein besonders interessantes Element ist die gemeinsame Ökonomie, die das Alltagsleben prägt. Alle teilen sich nicht nur die gemeinschaftlichen, sondern auch alltägliche Aufgaben und Ressourcen, wie etwa den Kühlschrank oder den Einkauf. Es wird darauf geachtet, dass jede*r einen fairen Beitrag leistet – sei es durch Beteiligung in verschiedenen AGs (Arbeitsgemeinschaften wie Buchhaltung oder Öffentlichkeitsarbeit), den Einkauf von Lebensmitteln oder das Putzen des Hauses. Dadurch entsteht eine enge Verbundenheit, und Konflikte werden im Alltag durch offene Kommunikation und klare Strukturen vermieden.
Ein wichtiger Aspekt des Mietshäuser Syndikats ist der Solidartransfer. Bestehende Projekte wie LaRo5 zahlen monatlich einen Solidarbeitrag in einen gemeinsamen Fonds, der neue Projekte bei ihrer Gründung finanziell unterstützt. Diese Beiträge sorgen dafür, dass der Gedanke des solidarischen Wohnens weitergetragen wird. Ein Teil dieser Gelder wird für Beratungs- und Öffentlichkeitsarbeit verwendet, während ein weiterer Teil als stille Beteiligung in den Solidarfonds fließt. So können auch neue Projekte entstehen, ohne dass die Mieten erhöht werden müssen, und alle Projekte bleiben unabhängig von spekulativen Einflüssen.
Das Haus ist offen für verschiedene Lebensentwürfe, jedoch liegt der Fokus auf Menschen, die längerfristig Teil der Gemeinschaft sein möchten. Obwohl Familien aktuell nicht Teil des Projekts sind, ist die Wohngemeinschaft offen für unterschiedliche Lebenssituationen, solange diese mit den Notwendigkeiten und der Stabilität der Gemeinschaft in Einklang stehen.
Auch legt die Wohngemeinschaft großen Wert auf ein starkes Miteinander. Entscheidungen werden nie allein von einzelnen Personen getroffen – stattdessen trifft sich die Gruppe in regelmäßigen Abständen, um miteinander zu reden und wichtige Entscheidungen gemeinsam zu treffen. Hierbei wird das Konsensprinzip angewandt, um eine Lösung zu finden, mit der alle einverstanden sind. Dieses Verfahren stärkt die Gruppendynamik und sorgt dafür, dass niemand ausgeschlossen wird. Indem alle Stimmen gehört und einbezogen werden, fördert das Konsensprinzip das Gefühl von Zusammenhalt und gemeinsamer Verantwortung. Ein weiterer Vorteil: Entscheidungen werden nicht per Mehrheit getroffen. In diesem Modell bleibt der bittere Beigeschmack, dass einzelne Personen und ihre Meinungen oder Bedürfnisse zwar wahrgenommen werden, aber aufgrund der überstimmenden Mehrheit keinen Einfluss haben.
Die Wohnsituation in Offenbach ist angespannt, besonders für Studierende und Menschen mit geringem Einkommen, da bezahlbarer Wohnraum immer knapper wird. LaRo5 bietet hier eine Alternative, indem es langfristig stabile und erschwingliche Mieten garantiert. Durch die besondere Struktur der GmbH und die Unterstützung des Mietshäuser Syndikats bleibt das Projekt unabhängig von den meisten Marktmechanismen und schützt die Bewohner*innen vor Spekulation und Verkauf. Das Projekt zielt auf langfristige Stabilität ab. Dank der GmbH-Struktur und der kollektiven Finanzierungsansätze können sich die Bewohner*innen auf das gemeinschaftliche Leben konzentrieren, ohne ständig steigende Mieten fürchten zu müssen. Zudem soll das Haus auch für zukünftige Generationen als gemeinschaftlicher und nachhaltiger Wohnraum erhalten bleiben.
Die Ofa-Fraktion sieht in der Wohngemeinschaft LaRo5 eine beispielhafte Lösung für die Wohnungsnot in Offenbach. Das Projekt zeigt, dass gemeinschaftliches und bezahlbares Wohnen möglich ist, wenn innovative Konzepte umgesetzt werden. Die Verbindung von sozialem Miteinander, finanzieller Solidarität und ökologischer Nachhaltigkeit macht LaRo5 zu einem Modell, das in der Zukunft hoffentlich weitere Nachahmer findet und einen Beitrag zu einem gerechten Wohnungsmarkt leistet.