von Stefan Prinz
Es gibt ein Thema, über das ich mich schon seit einiger Zeit ärgere und das wir einmal thematisieren sollten, denn es scheint mir trotz eines SPD-Antrags bereits 2018 eingeschlafen zu sein. Und zwar das der zunehmenden Nutzung des Mains als Parkplatz für riesige Kreuzfahrtschiffe. Oft liegen bis zu drei haushohe Schiffe dort in unmittelbarer Nähe zu Wohnhäusern vor Anker und vergiften wochenlang 24/7 mit ihren toxischen Schiffsdieseln das erweiterte Umfeld. Und dies, obwohl der maximal gefährliche Ausstoß der schwefelhaltigen Diesel seit Langem bekannt ist und bereits mehrfach von der Wissenschaft, Politik und Presse bestätigt wurde (vgl unten).
Gerade für das mit den ohnehin kritischsten Luftwerten in Hessen belastete Offenbach ist das in vielerlei Hinsicht nicht hinnehmbar.
- Die Gesundheit der lokalen Bevölkerung wird ohne Mehrwert für die Menschen vor Ort unnötig gefährdet. Ein Wohngebiet darf keine Werft sein.
- Der auch im Masterplan beworbene Standortvorteil der Stadt mit dem Gedanken „Wohnen am Wasser“ wird zunichtegemacht, wenn dort krebserregende Luft dauerhaft ausgestoßen wird und hoch aufragende Schiffe permanent das Ufer zuparken.
- Der Naherholungswert des Mainufers sinkt drastisch: Die Sicht wird versperrt, die Luft verpestet und hässliche schwimmende Kästen vereinnahmen den Blick.
Hier ist ein Versagen der Stadtpolitik klar festzustellen. Denn trotz der Bekanntheit des Themas, u. a. durch einen Antrag der SPD von 2018, passiert nichts. Einerseits drangsaliert man Dieselfahrer und kauft teure Elektrobusse auf Steuerzahlerkosten, um die Feinstaubentwicklung um jedes Gramm zu senken. Andererseits lässt man große Drecksschleudern, von denen sehr wahrscheinlich etliche auch noch mit dreckigem Schweröl und alten Motoren betrieben werden, einfach so gewähren. Mir ist nicht klar, warum dieses von der SPD eingebrachte Thema nicht vorangetrieben wird. Weder Grüne (Umweltschutz) noch FDP (Standort und Wirtschaftsförderung) sollten hier auf der Bremse stehen.
Das in Recklinghausen ansässige Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) erklärte laut WDR:
„Betrachtet man den Rhein nach den Schadstoffmengen, die durch die Binnenschiffe freigesetzt werden, so ist er mit einer stark befahrenen Autobahn vergleichbar.“
Aktuell parken wieder eine ganze Reihe Schiffe am Ufer und bieten ein hässliches Fotomotiv.
Nun haben unsere Mandatsträger, die im Frühjahr in die Stadtverordnetenversammlung Offenbach gewählt worden sind, zusammen mit ihren Fraktionskollegen einen Antrag gestellt: Es sollen Stromanschlüsse für die Schiffe gelegt werden, so dass die Schiffsbetreiber den zur Verfügung gestellten Strom abnehmen können und verpflichtet werden, ihre Aggregate auszuschalten.
Sie haben außerdem eine Anfrage an den Magistrat eingereicht), um zu erfahren, was aus einem vier Jahre alten Beschluss geworden ist, der immerhin prüfen sollte, wie der Schadstoffausstoß verringert werden könnte. Darüber haben die Offenbach-Post und die Frankfurter Rundschau am 10. Januar berichtet. Uns schrieb daraufhin ein Anwohner der Mainstraße, der darauf hinwies, dass die anliegenden Schiffe regelmäßig von großen Mehrtonner-LKW beliefert würden, die den hierfür viel zu schmalen Uferweg befahren, siehe Foto. Dabei entstehen enorme Schäden seitlich des Fahrrad-Fußgängerweges, der für diese Fahrzeuge nicht ausgelegt ist.
Wir hoffen, dass dieses Mal nichts verschleppt wird und wir bald eine bessere Aufenthaltsqualität an unserem schönen Mainufer haben.
- https://www.dw.com/de/feinstaub-von-schiffen-gro%C3%9Fe-abgas-belastung/a-40279733
- https://www.bild.de/auto/auto-news/frachtschiff/rhein-schiffe-sorgen-fuer-riesigen-stickoxid-ausstoss-55334830.bild.html
- https://www.welt.de/print/welt_kompakt/print_wirtschaft/article188626611/Dicke-Luft-ueberm-Rhein.html
- https://www.umweltbundesamt.de/themen/stickstoffoxid-emissionen-durch-binnenschiffe
Sehr wichtige Initiative! Da kauft die Stadt teure Elektro Busse, um etwas Feinstaub einzusparen und gleichzeitig toleriert man um ein Vielfaches schlimmere Feinstaubschleudern die im 24/7 Betrieb ohne Not direkt in unmittelbarer Nähe zu Wohngebieten immer häufiger lange Dauerparken.
Gute Sache, Prpfung lohnenswert, hoffentlich ist das wieder nur eine Zuständigkeitsfrage, da sollte der SPD Antrag ebenselbe heute auch noch überzeugen. Zusatnutzen wäre vielleicht auch, dass die Evo dann ja auch einen etwas größeren Kunden mehr hätte. Das wichtigste aber, die Emissionen sind definitiv vermeidbar.
Danke schön! Ja, wir sind schon sehr gespannt auf die Sitzung und das Abstimmungsverhalten der anderen Stadtverordneten. Natürlich werden wir hier dann einen Bericht veröffentlichen.