12.12.2022
Haushaltsreden:
Beratung der Produktbereiche 01 – 16
- PB 01: Wer hat Angst vor schlechter Presse?
- PB 09: Der zweite Schritt vor dem ersten in Bieber-Waldhof?
- PB 13: Biologische Vielfalt oder Ökopunkte?
- Zum Schluss
Auf diese letzte Sitzung im Jahr 2022 waren wir schon sehr gespannt, denn es ging ja um unsere Finanzen im nächsten Jahr. Wir hatten drei Haushaltsänderungsanträge vorbereitet und saßen schon seit einigen Tagen in den Startlöchern. Dummerweise hatte sich Annette am Wochenende dann auch den Schnupfen-Fieber-Virus geholt, der seit einiger Zeit umgeht. Die Sitzung hat sie daher nur im lebhaften Ofa-Chat verfolgt, den die anderen fleißig bestückt hatten. Das Rathaus-TV gibt es ja noch nicht (in der nächsten Sitzung am 02.02. soll es als Folge unseres Antrags losgehen. Leider wissen wir nicht genau wie, daher haben wir eine Anfrage gestellt).
Es begann mit den „Haushaltsreden“, bei denen wir fleißig mitgeschrieben haben. Hier die Highlights der Reden im Kurzstil:
SPD: Das Große Loblied der sozialdemokratischen Visionen (30 Min)
- Dankt der Verwaltung und dem Stadtverordnetenbüro, auf die sei immer Verlass!
- Dankt dem Kämmerer, er habe große Lücken geschlossen und einen zukunftsweisenden Haushalt vorgelegt!
- Ein klarer Kurs, um die Zukunft zu gestalten, unter den „Rahmenbedingungen von historischer Dimension“!
- Grundsteuererhöhung wurde vermieden, aber dafür gibt es keine 100%-ige Garantie
- SPD verspricht alles zu tun, um eine Erhöhung zu vermeiden!
- Zukunftsinvestitionen: Schule, Bildung, Kitas!
- Sozialen Zusammenhalt in der Stadt gestalten!
- „Wir schaffen die Grundlage für Offenbachs Zukunft“!
- Einsparungen in der Verwaltung, haben Notwendigkeit von allen Stellen überpüft!
- „Die besten Zeiten Offenbachs liegen vor uns“!
- Zukunft Innenstadt Offenbach und 48-h-Dreck-Weg-Programm!
- Erneuter Rekord bei Schulbauinvestitionen: „Noch nie wurde so viel investiert“!
- „Mama lernt Deutsch“, ein Herzensprojekt!
- SPD hält an der Bebauung von Waldhof-West fest, um neuen Wohnraum zu schaffen!
- Halten das Versprechen, dass das ÖPNV-Angebot ein Mindestangebot sei! (Ofa-Kommentar: ähämmm!)
- Das wichtigste Projekt sei der Zusammenhalt der Stadtgesellschaft!
- Frauen und Kinder helfen und vor Gewalt schützen!
- Mentoring-Programm gestartet, hofft, dass die eine oder andere Teilnehmerin selbst 2026 zur Kommunalwahl kandidiert!
- Stadt im Aufbruch!!!!!
Ofa-Kommentar: Ja, das sind doch alles schon perfekte Wahlkampfslogans, alle sind kollossal beeindruckt! Nach dieser Verkaufsveranstaltung muss man sofort SPD wählen!
B‘90 / GRÜNE: „Für die Zukunftsaufgaben: Jeden Euro bis zu 5-mal umgedreht“ (16 Min. + 17 Min., selbstverständlich mit 50/50-Quote)
- Zukunftsaufgaben angehen und dabei die Solidarität und gemeinsames Anpacken nicht aus den Augen verlieren
- Die Investitionen seien kein „Wünsch-Dir-Was“, sondern das, was gebraucht werde
- „Manchen Euro haben wir 5-mal umgedreht“
- Im Wald auf Fällungen zu Verkaufszwecken verzichten
- Auch beim Zukunftskonzept Innenstadt jeden Euro 2-mal umdrehen
- ½ Stelle für Bürgerbeteiligung sei eine gute Sache für Offenbach
- Wassernotstand, Klimawandel – Investitionen in den Klimaschutz: Es könne nicht so viel zur Verfügung gestellt werden, wie notwendig sei
- Verkehrsbelastungen reduzieren, aber Mobilität sicherstellen für alle
- Gleichberechtigung der Verkehre
- Parken im öffentlichen Raum müsse was kosten
- Es schmerze die Grünen, dass der ÖPNV nicht ausgebaut werden könne
- Schaffen ein verlässliches Angebot
- Hauptbahnhof aufwerten: Hauptbahnhof und das Umfeld seien ein zentrales Entwicklungsprojekt; der Bahnhof solle ganz oder in Teilen gekauft werden
Ofa-Kommentar: Auch das beeindruckt uns, Bürgerbeteiligung in Offenbach finden wir ja bisher völlig unzulänglich, das muss dringend besser werden. Und auch die Zukunft der Wasserversorgung gibt uns zu denken, die könnte ja vielleicht zukünftigen Bauvorhaben oder Industrieansiedlungen einen Strich durch die Rechnung machen. Siehe hierzu unsere Anfrage und die Antwort darauf.
CDU: „Selbstlob, Intransparenz und Schlamperei: Ein unzumutbarer Haushalt, der nicht ausreicht“ (34 Min.)
- Kritisiert die Art der Einbringung des Haushalts: Pressemitteilungen und Stellungnahmen der Koa schon vor der Einbringung
- Selbstlob der Koa
- Korrekturen kommen bis zu den letzten Tagen, schlampige Arbeit
- Es sei eine Zumutung, sich damit dieses Jahr auseinanderzusetzen
- Spätes Einbringen Montag, Antragsschluss Donnerstag (Ofa-Kommentar: ja, wir stimmen zu!)
- Sorgfalt des Kämmerers vermisst
- Angeblich gebe es höhere Einnahmen; Rückgriff auf die Rücklagen und liquiden Mittel ab 2024 geplant; unklar, ob das ausreichen werde
- Überprüfung des Grundsteuersatzes fehle; es gebe eine Beschlusslage, das zu tun; Hat das der Kämmerer gemacht, um die Bürger zu entlasten?
- Kostentreiber Beispiele:
- Schlampige Planung: vertiefte Planung sei vorzeitig notwendig; nicht alles seien Baukostensteigerungen aufgrund des Baumarkts
- Beauftragung eines Beratungsunternehmens für ÖPNV: erstelle Gutachten ohne Berücksichtigung der sozialen Belange, Vorschläge zu Lasten der Senioren (Ofa-Kommentar: siehe hierzu unsere Arbeit zu den ÖPNV-Kürzungen)
- KCW sei vor allem dort tätig, wo grüne Mobilitätsdezernenten wirken
- Intransparentes Arbeiten, sodass ein Akteneinsichtsausschuss notwendig wurde (Ofa-Kommentar: hatten wir beantragt, jetzt sind wir leider rausgeschmissen)
- Innenstadtentwicklung: Beraterunternehmen, Planungen, neue Planungen und nichts geschehe; Beispiel sei die Planung für so ein lächerliches Gebäude wie den Rathauspavillon
- Wirtschaftsförderung im Rausch des Selbstlobs: Der OB werde gefeiert für Ansiedlungen während Wegzüge von Unternehmen wie Yukatel, VDE stattfinden
- Geplante Umgestaltung der Waldstraße sei „ein weiterer Sargnagel in der Entwicklung der Innenstadt“
- Anwohnerparken werde teurer, Bürger werden belastet
Ofa-Kommentar: In vielem stimmen wir der CDU zu, in einigen Punkten nicht.
Die LINKE: belanglose Kapitalismuskritik – konnte die SPD früher besser (33 Min)
- Fordert Beratungsstellen, um die sozialen und psychischen Folgen der wirtschaftlichen Lage abzufangen
- Diejenigen müssten zur Kasse gebeten werden, die Profite in der Krise eingefahren haben
- Amtliche Bekanntmachungen seien bei der Zeitung in guten Händen
Ofa-Kommentar: Ja, die LINKEN halten sich die Zeitung lieber warm, noch mehr schlechte Presse können sie nicht gebrauchen, nach den vielen #linkemetoo-Skandalen und dem ungelösten Streit um die vielen Putin-Unterstützer in ihren Reihen. Wir finden die Einbeziehung der fremdspachigen Mitbürger und Mitbürgerinnen wichtiger. Siehe dazu auch diesen Beitrag.
AFD: Nichts Neues von Rechts (10 Min)
- Auch die AFD hat etwas gesagt
FDP, wie wir sie kennen: Die Wachstumsjünger (12 Min)
- Offenbach mit qualitativem Wachstum voranbringen
- Die Wachstumsstrategie zeige Erfolge
- Wachstum und dann die Früchte ernten
- Bildung und Investitionen, auch vor dem Hintergrund gestiegener Preise
- Gymnasium am Ostbahnhof sei ein Leuchtturmprojekt (Ofa-Kommentar: Wir hätten eine IGS bevorzugt)
- Zukunftsprojekt Innenstadt müsse an Fahrt gewinnen
- Nach Konzepten sei nun Handeln gefragt: Personal notwendig
- Wohnen, Wissen, Wirtschaft
- Sich nicht mit so viel Klein-Klein beschäftigen in der Stadtverordnetenversammlung
Ofa-Kommentar: Neulich hat ja die FDP schon darauf hingewiesen, dass es ihr um die Innenstadt gehe, nicht etwa um die „Verästelungen“. Verästelungen sind Randgebiete, wo der ÖPNV nicht mehr so oft hinfahren soll, weil die Innenstadt wichtiger sei. Wir übertragen diesen Begriff auch auf Randgruppen und Benachteiligte, das sind ja auch“Verästelungen“, wenn man Förderprogramme nicht nur für Innenstadtentwicklung, sondern auch für Minderheitengruppen auflegt, z. B. Senioren, Kinder und Jugend, Behinderte, fremdsprachige Mitbürgerinnen, …
Freie Wähler: Nett zu allen und gern dabei (12 Min)
- Stimme dem Antrag zu Bieber Waldhof-West zu und dankt den „fraktionslosen Kollegen“
Ofa-Kommentar: Das freut uns natürlich sehr, liebe Freie Wähler!
Ofa (Helge) (8 Min.)
- Die einen erzählen vom Haushalt des Paradieses, die anderen vom Haushalt der Hölle.
- Wir können verstehen, dass die CDU jetzt auch vermehrt Anfragen stellen will. Unsere werden leider nur sehr schleppend beantwortet, wir sind gespannt, ob es mit CDU-Anfragen besser läuft.
- Die SPD lobt sich mit ihrem Vorhaben, einen „genehmigungsfähigen Haushalt“ aufzustellen. Das halten wir für eine Selbstverständlichkeit! Wer würde sich denn vornehmen, einen „nicht genehmigungsfähigen Haushalt“ aufzustellen. Das ist doch kein extra Programmpunkt!
- Unsere personellen Kapazitäten sind jetzt begrenzter. Unser Mitarbeiter hatte voriges Jahr sehr viele Ungereimtheiten im Haushalt festgestellt und ans Hauptamt gemeldet, ohne viel Aufhebens. Das konnten wir in diesem Jahr nicht so umfangreich leisten.
- Dieses Jahr haben wir uns vor allem um die großen Brocken gekümmert, nicht das Klein-Klein.
- Beim Stellenplan ist ja schon seit Langem eine halbe Stelle für Bürgerbeteiligung vorgesehen. Da hoffen wir doch, dass die auch bald mal besetzt wird. Wir waren von der kürzlichen Bürgerbeteiligung am Friedrichsweiher sehr beeindruckt. Leider mussten wir feststellen, dass so etwas nur stattfindet, wenn die Bedingungen für Fördermittel eine Bürgerbeteiligung explizit fordern.
- Bei der Digitalisierung und Smart City sind alle unsere Anträge für Bürgerbeteiligung und Transparenz abgelehnt worden.
- Aus dem Rathaus wurde mir gesagt, dass die mit Digitalisierung beschäftigen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnnen doch alles nur Nerds seien und das mit der Bürgerbeteiligung noch nicht so verinnerlicht hätten.
- Ein großer Brocken ist die B448 mit zwei mal 500.000 € Projektierungskosten und 42 Mio € geplanten Projektkosten.
- Jetzt ist es 17:05, gerade laufen in Obertshausen eine Bürgerbeteiligung und ein öffentlicher Workshop zum Rückbau der B448 zu einer innerstädtischen Straße. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die B448 in Offenbach ausgebaut wird. Denn es wären damit zu viele Schwierigkeiten verbunden.
- Wir halten jetzt erst mal die Füße still, aber Uffbasse!
- Wir haben einen Haushaltsänderungsantrag gestellt zur geplanten Bebauung in Bieber-Waldhof-West.
Beratung der Produktbereiche 01 – 16
Produktbereich 01: Wer hat Angst vor schlechter Presse?
Als Helge seine Haushaltsrede fertiggestellt hatte und zurück an seinem Platz angelangt war, waren in der Zwischenzeit schon einige Produktbereiche aufgerufen worden. Er hatte vorgehabt, zu PB 01 und zu unserem Haushaltsänderungsantrag zu sprechen. Es wäre besser gewesen, wenn er gleich oben geblieben wäre. Im Ofa-Chat haben wir rumgeschimpft, aber die Veranstaltung war schon fortgeschritten, und was wir uns bei unserem Antrag gedacht haben, haben wir ja auch schon in einem Blogbeitrag beschrieben. Hier kommt die geplante Rede jedenfalls, sodass Ihr sie hier nachlesen könnt:
Wir haben eine große Lücke in der Kommunikation der Stadt mit ihren Bürgern und Bürgerinnen entdeckt: Dies betriff vor allem Offenbacher und Offenbacherinnen, die noch nicht gut Deutsch sprechen und lesen können. Viele wichtige Informationen der Stadt, die auch auf ihrer Webseite stehen, kommen daher bei diesen Mitbürgern nicht an. Die Stadt begnügt sich damit, auf den Ausländerbeirat zu hoffen, der sehr viel ehrenamtliche Vermittlungsarbeit in den verschiedenen fremdsprachigen Communities übernimmt. Aber die Mitglieder des ALB können nicht alles leisten, was nötig ist. Es gibt aber fremdsprachige Gruppen in den Sozialen Medien, in denen sich die Mitglieder gegenseitig zu Offenbach helfen. Wir beantragen daher, ein Budget bereitzustellen, das für die Übersetzung wichtiger Texte in die häufig gesprochenen Sprachen verwendet werden soll. Eine Teilzeitkraft soll diese Übersetzungsaufträge vergeben und die Texte in einschlägigen Gruppen posten. Wir haben hierzu eine kleine Umfrage unter Migranten durchgeführt und sind auf einhellige Zustimmung gestoßen. Aber das kostet! Woher soll das Geld kommen? Wir haben einen Posten entdeckt, der aus der Zeit gefallen und heute überflüssig ist. Dieser ist der Abdruck der Amtlichen Bekanntmachungen in der Offenbach-Post, den wir für entbehrbar halten. Denn anders als früher können diese auch im Internet veröffentlicht werden, wo sie länger haltbar sind als das Zeitungspapier, dass ja kaum jemand lange zu Hause hortet. Man muss dafür nur die Hauptsatzung ändern.
Alle kannten natürlich unseren Antrag, aber niemand hat etwas dazu gesagt. Denn für die zukünftige Darstellung in der Presse ist es sehr heikel, dafür zu sein, der Offenbach-Post Geld zu streichen. Wir finden, dass wir für dieses Geld etwas wichtigeres bekommen können, nämlich eine Maßnahme, die der Integration in Offenbach wirklich helfen würde. Die meisten anderen Fraktionen haben jedoch andere Prioritäten. Wer vermuten, dass sie eine zukünftige schlechte Presse für sich selbst befürchten, und wir vermuten, dass sie damit auch recht haben. Allerdings wollen sie das nicht zugeben und haben deshalb unseren Vorschlag für bessere Integrationsmaßnahmen überhaupt nicht diskutiert. Daher können wir auch nicht mal ein „Logical Fallacy“ ausgraben. Sie haben einfach gegen unseren Vorschlag gestimmt.
Mit uns gestimmt hat die CDU, was uns sehr gefreut hat. Freie Wähler, LINKE und AFD und die Koa sowieso finden Geld für die Zeitung dagegen wichtiger als Geld für Kommunikation mit Migrantinnen.
Produktbereich 09: Der zweite Schritt vor dem ersten in Bieber-Waldhof?
Hier hätte sich der Vereinsvorsitzende von Ofa e.V. melden müssen, denn wir hatten eine Rede zu unserem Änderungsantrag „Nachhaltiges Wohnumfeld Bieber-Waldhof West (PB 09)“ vorbereitet. Leider war er nicht schnell genug, aber die Rede könnt ihr jetzt hier lesen. Wenn er sie gehalten hätte, hätten bestimmt alle zugestimmt. Annette hat in ihrem Krankenbett herumgetobt vor Aufregung, aber das konnte man in der Stadthalle nicht hören.
Helges Rede zu Bieber-Waldhof:
Die Stadt will in den nächsten zwei Jahren 3 Millionen ausgeben, um Grundstücke zu kaufen. Aber was für Grundstücke sind das überhaupt? Handelt es sich um Landschaftsschutzgebiet, Bauerwartungsland, Untersuchungsgebiet, Biotope? Neubauquartier oder Fläche für Land- und Forstwirtschaft? Was die Stadt gerne hätte, ist klar: Bauland. Aber das ist es nicht, und es ist unklar, ob es das jemals sein würde. Hier muss ich jetzt mal die FDP loben, leider nur die aus Heusenstamm: die hat nämlich angemerkt, dass der Zweckverband Wasserversorgung Offenbach (ZWO) "für weitere Neubaugebietekeine Belieferung mehr zusagen kann" (OP vom 09.12.2022, S. 16). Der Bürgermeister von Heusenstamm wird zitiert mit "Ich möchte auch nicht ausschließen, dass die knapper Ressource Wasser künftig sogar Wachstum in der Region begrenzen wird." Für die Umwandlung der Biotope haben wir also mehrere Probleme, darunter ein maximales Wasserproblem. Ob da vielleicht Ökopunkte aus dem Stadtwald helfen können? Problem Nr. 2: Die Fläche ist im regionalen Flächenplan nicht als Bauerwartungsland ausgewiesen. Problem Nr. 3: Weiterhin ist der städtebauliche Entwicklungsplan noch nicht verabschiedet. Problem Nr. 4: Und viertens, weil der städtebauliche Entwicklungsplan eben noch nicht vorliegt, kann er auch nicht umgesetzt werden. Aber kaufen will man schon mal in den nächsten zwei Jahren? Obwohl es noch viel zu früh ist? Wenn es Bauland wird, hätte die Stadt günstig eingekauft, wenn nicht, sehr ungünstig. Wir finden es im Prinzip gut, wenn Baulandgewinne der Stadt zugute kommen, nicht jedoch, wenn dafür Biotope platt gemacht werden sollen. Immerhin: Wenn es dann kein Bauland wird, wäre es schön, wenn wir zusammen mit Frau Groß die größte Streuobstwiese Hessens einrichten können. Und Problem Nr 5 ist: Woher nimmt die Stadt die Sicherheit, dass die Eigentümer überhaupt verkaufen werden, und zwar zu dem Preis von 40 €/m²?
Und noch Problem Nr 6: Die Stadt will diese Käufe in den nächsten beiden Jahren abgewickelt haben? Das halten wir für eine grandiose Selbstüberschätzung! Die Stadt lässt ja auch sonst jede Menge Beschlüsse liegen, weil sie, wie der Herr Dezernent von Zeit zu Zeit klagt, so viel bauen muss und bei der ganzen Arbeit priorisieren muss. Für die Renaturierung der Bieber sind inzwischen ja auch BER-Zeiträume angesagt, zurzeit schlappe 21 Jahre. Wir beantragen daher erst mal, diesen Posten aus dem Haushalt ersatzlos zu streichen.
Bei der Abstimmung waren nur die Freien Wähler für unseren Änderungsantrag, die anderen wollen trotzdem lieber bauen. Wir werden in den nächsten Jahren natürlich beobachten, wie sich das dann alles entwickelt.
PB 13: Biologische Vielfalt oder Ökopunkte?
Im Produktbereich 13 ging es um den Waldwirtschaftsplan. Mit diesem Thema beschäftigen wir uns schon seit einiger Zeit ausführlich. Wir machen uns Sorgen um den Wald wegen der eskalierenden Klimakatastrophe. Deshalb haben wir auch an den beiden Waldbegehungen für die Stadtverordneten teilgenommen, die wir sehr interessant fanden und bei denen wir viel gelernt haben, insbesondere über Waldwirtschaft, Anpassung des Waldes an den Klimawandel, Wasser im Wald, Erhalt und Stärkung der ökologischen Vielfalt, Eigenschaften unterschiedlicher Bäume und mehr. Noch mal herzlichen Dank an alle, die das organisiert haben. Bei der Begehung haben wir auch gelernt, dass Entwässerungsgräben gepflegt werden müssen und zwar wegen der Wegesicherung. Es wäre daher zu überlegen, auf ein paar Wege zu verzichten. Natürlich ist der Wald ein wichtiges Naherholungsgebiet, trotzdem kann man überlegen, ob ein paar Wege weniger nicht sinnvoll wären.
Im Magistratsantrag soll der Waldwirtschaftsplan beschlossen werden. Dem stimmen wir zu, allerdings steht in dem Antrag ein Zusatz, nämlich „Bis zum Vorliegen des Berichts, wie viele Öko-Punkte durch eine Herausnahme des Waldes aus der wirtschaftlichen Nutzung oder andere naturschutzfachliche Aufwertungsmaßnahmen im Wald gesammelt werden können, sollen im Wald, außer zum Zwecke der Verkehrssicherung sowie zum notwendigen Erhalt des Bestandes, keine weiteren gesunden Bäume entnommen werden.“
Ja, vor einem Jahr ist ein Moratorium beschlossen worden, um einen Bericht zu Ökopunkten abzuwarten. Nun waren wir aber sehr verwundert, dass es offensichtlich noch mehr im Gange ist, wie in der Begründung des aktuellen Antrags nachzulesen ist: Eine Firma habe ein „Leistungsverzeichnis“ erstellt, eine Ausschreibung solle folgen, alles sehr verwirrend und intransparent. Damit wir das überhaupt kapieren können, haben wir deshalb eine Anfrage gestellt, die hoffentlich einiges klärt. Bleibt dran, ihr werdet mehr zum Thema von uns hören.
Wir sind auch verwirrt, um was es der Koa eigentlich geht. Geht es um Ökopunkte, wie wir beim Small Talk bei den Begehungen gehört haben? Oder geht es auch um die Steigerung der ökologischen Vielfalt? Dies ist nämlich nicht das Gleiche! Wir haben jedenfalls gelernt, dass die ökologische Vielfalt sinken und nicht steigen wird, wenn der Mensch nichts unternimmt. Denn leider kommt der Klimawandel zu schnell. Ökopunkte sind zu einer Währung geworden, für die man Boden versiegeln darf. Kritiker monieren, dass es dabei ein Missverhältnis gebe und dass es sich dabei um einen „modernen Ablasshandel“ handele (siehe auch die Sendung des SWR vom 20.08.2019: „ Die Ökopunkte-Lüge – wie mit der Natur Kasse gemacht wird“).
Hier ist eine sehr interessante Seite, in die man sich einlesen kann: https://www.klimaanpassung-wald.de/. Und Rheinland-Pfalz hat eine großartige „Grundsatzanweisung Waldverjüngung„. Hier wurde exzellent vorgedacht und vorausschauend ein behutsames Konzept erstellt, an dem sich auch der Hessen Forst und vor allem die Koa orientieren könnte.
Darüber hinaus haben wir gelernt, dass einzelne Bäume an Wert verlieren, wenn man sie nicht rechtzeitig erntet. Im Magistratsantrag wird bisher nur ein „Moratorium“ gefordert. Wir wollten es etwas ergänzen, nämlich dahingehend, dass man solche einzelnen Bäume, wenn es sie überhaupt gibt, dann auch entnehmen kann.
Wir, d. h. dieses Mal nur Helge und Annette, weil Julia noch unschlüssig war, haben also einen Ergänzungsantrag geschrieben, dass solche Spezialfälle möglich sein bleiben dürfen und dass geprüft werden soll, ob man die Zahl der Wege reduzieren sowie die Wegesicherung praktischer gestallten sollte.
Helge hat diese Rede gehalten:
Uns ist die ökologische Vielfalt in unserem Wald am wichtigsten. Leider sind Ökopunkte und Biodiversität nicht das Gleiche. Wir waren bei beiden Waldbegehungen dabei und haben viel gelernt. Unser Haushaltsänderungsantrag unterscheidet sich fast gar nicht vom Ursprungsantrag, wir haben drei Ergänzungen hinzugefügt: 1. Zu den Waldwegen: Wir möchten eine Prüfung und einen Bericht, ob einige Waldwege nicht stillgelegt werden können und man damit Entwässerungsgräben stilllegen kann. Weiterhin, ob man die Ränder von Wegen terrassenförmig bepflanzen kann, sodass die Wegesicherung einfacher wird. 2. Wir sind dafür, das Entnahmemoratorium einzuhalten. Bei Bäumen, die kurz vor dem Absterben aber noch werthaltig sind, muss eine Fällung möglich sein, um nicht die Nachfrage nach rumänischem oder brasilianischem Urwaldholz anzuheizen. Wir sind auch dafür, dass eine Studie zu einer ökologischen Forstwirtschaft und einem Entwicklungskonzept durchgeführt wird. Es irritiert uns allerdings ein wenig, dass man dem Forstamt Langen eine solche Studie nicht zutraut, sondern ihm sogar mißtraut.
Bei der Abstimmung war die CDU auf unserer Seite, worüber uns wieder sehr freuen, die anderen waren dagegen. Sie hätten sich vielleicht die oben zitierte Rheinland-Pfälzer „Grundsatzanweisung Waldverjüngung“ anschauen sollen. Helge hatte die Aufforderung des Stadtverordnetenvorstehers, das Votum des HFDB anzunehmen oder abzulehnen, als Aufforderung aufgefasst, unseren Antrag anzunehmen oder abzulehnen. Leider enthielt das Votum aber schon eine Ablehnung, wobei dann die Ablehnung der Ablehnung wieder Zustimmung gewesen wäre, sozusagen eine doppelte Verneinung. Während man eine solche in der Mathematik klar berechnen kann, ist das in der Sprache für keinen niemals nicht so nicht unschwer zu erklären, warum der Helge dann unseren eigenen Antrag zusammen mit der Koa und den anderen Fraktionen abgelehnt hat. Helge hat dann bei Ofa Schimpfe gekriegt, am Ergebnis hat das aber nichts geändert.
Wir wurden dann abgelenkt durch die traurige Nachricht, dass Herrmann Nuber gestorben ist. So war unser Chat wieder eine Weile mit Gedenken an eine Fußballlegende abgelenkt.
Zum Schluss
Nach den Abstimmungen wurden noch mehrere weitere Anträge verhandelt, hierfür wurden dann gerade mal 20 Minuten gebraucht. Es gab noch mal Zoff zu den Parkgebühren, in unserem Chat tauchten u. a. folgende Zitate und Sprüche auf:
- Die Stadtverordnetenversammlung hat also den Haushalt beschlossen, bevor die Einnahmequelle Parkgebühren beschlossen wurde. Kann man machen, wenn man die Mehrheit hat.
- Der StvVorsteher: Die Einnahmen müssen die Ausgaben decken.
- Und was ist jetzt mit den 315.000, die in der Waldwirtschaft fehlen? Da decken sich Einnahmen und Ausgaben doch gar nicht mehr …
- Tja, das ist jetzt so beschlossen
- „Entlastungsprogramme hier und da, Parkgebühren erhöhen. Passt nicht zusammen.“
- 12 Redner in heftigem Streit
- schreibt mal ein paar mehr Stichpunkte mit!
- Das Ende ist nah, endlich Abstimmung!
Dann kam noch die Mitteilung, dass es beim nächsten Mal, am 02.02.2023, Rathaus-TV geben würde. Das war ja unser Antrag gewesen, der das getriggert hat. Seitdem sind im Ältestenrat immer wieder neue Varianten kursiert, wie so ein Rathaus-TV aussehen sollte. Dabei gingen die Bemühungen der einen darum, möglichst zu verhindern, dass es für die Leute bequem würde und dann tatsächlich viele die Videos schauen können, andere, z. B. wir, wollen aber genau das.
Der Ältestenrat hat u. a. den Zweck, die Kommunikation der Stadtverordneten untereinander zu erleichtern. Leider werden die Protokolle der Sitzungen seit Oktober vor uns geheimgehalten. Das gibt die Geschäftsordnung zwar nicht her, aber die Weisheit mancher Entscheider wiegt mehr im Dienst der Demokratie. Da uns aber weiterhin die Entwicklung der Bemühungen um ein Rathaus-TV interessiert, mussten wir wieder mal eine Anfrage schicken, die man hier nachlesen kann.
Es gibt da einen umgekehrt proportionalen Zusammenhang: Je intransparenter die Vorgänge in Offenbach, desto mehr lästige Ofa-Anfragen, je transparenter, desto weniger.